Ein Blick hinter die technologischen Kulissen der globalen Transformation der tschechischen Outdoor-App
Der Übergang der tschechischen Domain Mapy.cz zur globalen Mapy.com stellte für Jan Havlíček und sein Team so manche technologische Herausforderung dar. Der Entwicklungsleiter aus Seznam.cz beschreibt, was alles notwendig war, um die Online-Plattform weltweit auszurollen, und zwar ohne negative Auswirkungen auf Benutzererfahrung, Leistung oder Verfügbarkeit. Im Interview spricht er über Weiterleitungen, Lokalisierung von Inhalten, die Rolle der Open-Source-Community und die interne Zusammenarbeit im Rahmen der Entwicklung.

Mit welchen technologischen Herausforderungen waren Sie konfrontiert, als beschlossen wurde, Mapy.cz zu Mapy.com zu ändern?
Es gab definitiv mehrere Herausforderungen. Aus SEO-Gründen konnten wir den Wechsel nicht in einem Schritt vollziehen. Die Domain wurde daher zunächst nur für ausländische Nutzer auf Mapy.com geändert, während die tschechische Version vorübergehend auf Mapy.cz verblieb. Das bedeutete, dass wir zwei Domains gleichzeitig betreiben und je nach Spracheinstellungen der Seite zwischen ihnen umschalten mussten. Da Cookies nicht domainübergreifend geteilt werden können, mussten wir andere Wege finden, um Login und Spracheinstellungen auch beim Wechsel zwischen Domains funktionsfähig zu halten. Zudem wollten wir die Funktionsfähigkeit aller bestehenden Links beibehalten, was die Erstellung zahlreicher Weiterleitungsregeln erforderlich machte. Ebenso wichtig war es, ausreichende Leistung und Verfügbarkeit aus dem Ausland sicherzustellen.
Gab es grundlegende Änderungen in der Systemarchitektur?
Der Domainwechsel selbst erforderte nur die Anpassung weniger Komponenten, ohne wesentliche Auswirkungen auf die Gesamtarchitektur. Die vorbereitenden Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit aus dem Ausland führten jedoch zu einigen Änderungen, wie etwa dem Einsatz eines globalen CDNs.
Wie sind Sie an das internationale Skalieren herangegangen? Gab es Änderungen an der Infrastruktur (z. B. CDN, Server, Cloud)?
Skalierung ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess, da die Nutzerzahlen stetig steigen. Seznam.cz betreibt mehrere eigene Rechenzentren mit einer Art internem Cloud-System, sodass das Hinzufügen von Leistung oft nur eine Frage der Konfigurationsänderung ist. Inhalte für internationale Nutzer liefern wir derzeit größtenteils aus Tschechien. Bei datenintensiven Inhalten wie Kartenausschnitten gab es jedoch Geschwindigkeitsprobleme, weshalb wir ein globales CDN eines großen Cloud-Anbieters implementiert haben. Mit dem zunehmenden Anteil internationaler Nutzer stehen uns künftig tiefgreifendere Änderungen bevor, etwa das Verlegen von Komponenten und Daten näher zu den Nutzern. Das hängt aber davon ab, wo und wie erfolgreich wir sein werden.
Wie haben Sie die Lokalisierung und Anpassung der Daten für verschiedene Weltregionen gelöst?
Sowohl die Webseite als auch die App waren bereits in mehreren Sprachversionen verfügbar. Inhalte beziehen wir aus zugänglichen Quellen wie OpenStreetMap, Wikipedia und Wikidata in allen Sprachen, die wir sinnvoll unterstützen können. Bei Rezensionen bieten wir maschinelle Übersetzung an. Zudem experimentieren wir mit dem Einsatz großer Sprachmodelle, um Inhalte in bislang nicht unterstützte Sprachen zu übersetzen. Größere regionale Datenanpassungen nehmen wir derzeit nicht vor, und planen auch nicht, wie Google verschiedene Grenzverläufe anzuzeigen.
Wie gehen Sie mit der Genauigkeit und Aktualität der Kartendaten außerhalb Tschechiens um?
Es ist uns nicht möglich, die Aktualität und Korrektheit der Daten weltweit manuell sicherzustellen. In dieser Hinsicht verlassen wir uns auf die OpenStreetMap-Community und andere öffentlich verfügbare Quellen. Wir können Fehler nicht ausschließen, sind aber dankbar für jede Meldung. Die Karten werden wie bisher aktualisiert: alle zwei Wochen bei den Kartendaten, täglich bei POIs (Points of Interest) und monatlich bei Offline-Datenpaketen.
Welche Technologien oder Open-Source-Tools waren für den Übergang entscheidend?
Mapy (und Seznam.cz insgesamt) basiert stark auf Open-Source-Technologien. Fast alle unsere Server laufen unter Linux, als Reverse-Proxy setzen wir nginx ein, Komponenten laufen in Docker-Images, die wir mit Kubernetes orchestrieren. Unsere Datenbanken basieren auf PostgreSQL, und wir verwenden zahlreiche Bibliotheken, die ich gar nicht alle aufzählen könnte.
Wie viele Personen arbeiteten an dem Migrationsprojekt und wie lange dauerte die Entwicklung?
Der eigentliche Wechsel zur neuen Domain umfasste Änderungen an DNS, Zertifikaten, SEO, Backend, Frontend und Tests, was mehrere Wochen in Anspruch nahm. Etwa fünf Personen waren daran technisch beteiligt. Wenn man jedoch die gesamte internationale Expansion betrachtet, ist das ein Projekt, an dem wir bereits seit mehreren Monaten arbeiten. Dazu gehören das Hinzufügen von Funktionen, Übersetzungen, das Aufsetzen eines globalen CDNs, das Sammeln und Verbessern von Datenquellen, Optimierungen, die Einführung neuer Hilfe- und Forenbereiche sowie die kostenpflichtige Version Mapy Premium. Insgesamt sind über 30 Entwickler an diesen Aktivitäten beteiligt.
Wurde die Entwicklung intern geleitet oder haben Sie mit externen Partnern zusammengearbeitet?
Die Entwicklung erfolgte intern. Lediglich das eingesetzte CDN wird von einem externen Partner bereitgestellt.
Wie haben Sie den Übergang der Nutzer zwischen den Domains gelöst, und wie waren die ersten Reaktionen der Öffentlichkeit?
Wir haben die Änderungen im Voraus angekündigt und den Nutzern deren Gründe erklärt. Das Marketing- und PR-Team hat alles im Vorfeld klar und transparent kommuniziert, sodass viele Nutzer nicht überrascht waren. Der Wechsel wurde so gestaltet, dass er für die Nutzer möglichst reibungslos verlief – alle ursprünglichen Links blieben funktionsfähig, und auch auf der neuen Domain war kein erneutes Einloggen erforderlich. Viele haben vielleicht gar nicht bemerkt, dass sich die Adresse in der Browserleiste geändert hatte. Wir haben Diskussionen unter Artikeln und in sozialen Netzwerken beobachtet und überwiegend positive Reaktionen verzeichnet. Viele begrüßten, dass ein tschechischer Dienst international geht. Unter den negativen Stimmen fanden sich auch Spekulationen, dass der Domainwechsel mit einem möglichen Verkauf des Dienstes zusammenhängt – das ist jedoch nicht der Fall.